01. Der Künstler
Eckart Hahn (* 1971 in Freiburg in Breisgau) konfrontiert uns mit einer Realität, der wir im postfaktischen Zeitalter nicht mehr trauen können.
Was wir sehen, ist akribisch, mit nahezu fotografischer Genauigkeit erfasst – aber wirklich ist es nicht. Aus diesem Paradox entlässt uns der Maler jedoch nicht, im Gegenteil: Er zwingt uns dazu, es als real anzunehmen – und wir folgen ihm fasziniert, um im Idealfall doch alles zu hinterfragen. Weit entfernt von magischen, fantastischen Realismen, begreift Hahn seine Arbeiten eher als gemalte Installationen, haptisch erfahrbare Bildwelten, die auch in der scheinbaren Wirklichkeit raumplastische Gestalt annehmen können. Ohne zu moralisieren, zeigt der Künstler die Welt in ihren Widersprüchen und Defiziten, stets im Wissen, dass uns heute die Wertmaßstäbe abhanden gekommen sind, unsere Umgebung zu begreifen. Bei genauerer Betrachtung offenbaren die Bilder ihren gesellschaftspolitischen Charakter und gleichen Kommentaren zu aktuellen Fragestellungen.
02. Die Ausstellung
Beim Arbeiten hört Eckart Hahn Literatur, die ihn nicht selten thematisch inspiriert.
So auch der 2014 erschienene Roman „Zwei Herren am Strand“ des österreichischen Schriftstellers Michael Köhlmeier, in dem sich Winston Churchill und Charlie Chaplin über ihre Depressionen unterhalten. Darin wird die Krankheit wiederholt als „schwarzer Hund“ betitelt. Der bunt angezogene Hund von Eckart Hahn verweist also auf eine Tarnung, ist aber im Selbstverständnis des Künstlers besonders ein Ausdruck für Mut, Vielfalt, Komplexität. Trotz ihrer teils schwer zu enträtselnden Motivik und Hintergründigkeit strahlen die Bilder eine geheimnisvolle Ruhe und Gelassenheit aus.
Nichts in diesem Bilderkosmos erscheint zufällig oder willkürlich. Dieser Welt haben sich 55 Künstler unterschiedlicher Disziplinen wie Judith Hermann, Charly Hübner, Karoline Schuch, Will Chancellor, Katja Riemann, Roman Signer, Mieze Katz, Yves Netzhammer und Gerhard Polt angenommen, indem sie über Hahns Bilder nachdenken und eine „ästhetische Anverwandlung“ vornehmen. Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Betrachtungen: ein Rezept von einem Meisterkoch, eine kleine Komposition des Musikprofessors, Anekdoten, Geschichten und Gedichte von namhaften Personen aus Kunst und Kultur.
In der Gladbecker Ausstellung werden die im Katalog besprochenen Bilder in einer Zusammenschau gezeigt. Mit seiner altmeisterlichen Malweise schafft Eckart Hahn in seinen Bildern eine Atmosphäre, die eine private, intime Begegnung mit den Motiven ermöglicht und so den Gedanken- und Bilderkosmos mit den je eigenen Ideen und Anschauungen erweitern lässt.