01. Der Künstler
Henning Strassburger (*1983, Meißen) hat 2006-2009 an der Kunstakademie Düsseldorf studiert.
Henning Strassburger beschäftigt sich in seiner Arbeit mit der Verortung von Malerei in einen zeitgenössischen Bildkanon und der Fragestellung nach der Möglichkeit einer malerischen Erzählung heute.
Kürzliche Einzelausstellungen beinhalten: The Revenge of the Double X Factor (with Hans-Jörg Mayer), Provinz Editionen, Projekte Bochum (2013); indexternal, Soy Capitán, Berlin; I am a Girl, Kavi Gupta, Chicago; So Athletic (with Wendy White), Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz e.V. Berlin, (2012); SoftiDrink, Kunstverein Heppenheim (2011); Good old figuration, Kunstsammlung Deutsche Bundesbank, Frankfurt (2010). 2013 hat Strassburger u.a. an folgenden Gruppenausstellungen teilgenommen:Come, Ye All Faithful, Florian Christopher, Zürich; The Digital Divide, Sies + Hoeke, Dusseldorf; In The Studio | Part of ReMap 4, Kunsthalle Athena, Athens; Berlin.Status(2), Künstlerhaus Bethanien, Berlin; Freie Sicht, Nassauischer Kunstverein; Get off the lawn, Parade Ground New York.
Er lebt und arbeitet in Berlin.
02. Die Ausstellung
Der Titel der Ausstellung “Meditations in an Emergency“ entstammt dem gleichnamigen Gedichtband des amerikanischen Beatnik-Poeten Frank O’Hara von 1954, einer literarischen Zusammenfassung moderner Grundbefindlichkeiten in New York.
Doch verweist Henning Strassburger ebenso auf die 2. Staffel der TV-Serie Mad Man. In dieser bekommt der stets über allen Dingen stehende Hauptdarsteller Don Draper, ein kreativer Werbestar im Maßanzug, von einem jungen Künstler vorgehalten, dass ihn das Buch „Meditations in an Emergency“ kaum interessieren dürfte. Draper wird aus seiner Rolle gerissen und von einem jüngeren Gegenüber zu einem ‚uninteressanten’ und alternden Typus im Anzug degradiert. Er definiert im Folgenden seine eigene Person um und koppelt sich als Individuum von der Repräsentanz des Anzuges ab. Dadurch kann er sich weiterhin als jung und kreativ definieren.
Diese eigenartige Verschiebung von Rollenmustern war die Grundlage der 10 Malereien, die Henning Strassburger eigens für die Ausstellung in der Neuen Galerie Gladbeck angefertigt hat. Sie basieren auf zwei Kohlezeichnungen von Celebreties in skandalträchtigen Kussszenen: Justin Bieber im Striplocal als Social Media Fake und Madonna mit Britney Spears während der MTV Music Video Awards 2003. Die Motive dienen als plakative Rollenmodelle der Jugend und der Kreativindustrie. Die Zeichnungen wurden dann in ihre einzelnen Elemente zerlegt. In ihrer Neukombination sind abstrakte Malereien entstanden, die stets auf die aufgeladenen Urpsrungsmotive verweisen. Ihrer Vorlage komplett entledigt, transformieren sie sich zu etwas neuem: Obwohl sie wie lapidare Gesten wirken, können sie zu keinem Zeitpunkt zufällig sein und tragen ihre ursprüngliche Bedeutungsebene latent in sich.
Diesen abstrakten Bildern zur Seite gestellt sind vier kleinformatige Malereien von Teenie-Magazin-Covern, die ihre Oberflächlichkeit offen vor sich hertragen. Trotz realistischem Ansatz sind sie nur ein Ansammlung von Rollenplatzhaltern und Slogans und bleiben in ihrem Aufgesetzt-Sein rein abstrakt.