01. Die Künstlerin
Helena Parada wurde 1982 in Köln geboren. Sie studierte bis 2009 an der Kunstakademie in Düsseldorf und war Meisterschülerin des britischen Malers Peter Doig. Ihre Werke wurden zuletzt u.a. in Einzelausstellungen in Berlin, Köln, Madrid, Oslo und Paris gezeigt.
Helena Parada Kim wuchs in Deutschland als Tochter einer Koreanerin und eines Spaniers auf. Ihre Malerei ist daher in besonderem Maße von ihrer multikulturellen Herkunft inspiriert. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. In den letzten Jahren wendete sie sich zunehmend der koreanischen Kultur und Ästhetik zu, was sich vor allem in dem immer wieder aufgegriffenen Motiv der traditionellen koreanischen Tracht, dem Hanbok, zeigt.
02. Die Ausstellung
Die „Hanbok-Portraits“ sind im vorderen Raum der Neuen Galerie zu sehen. Dem sakralen Charakter des Raums, der durch die Buntglasfenster evoziert wird, antworten die kontemplativen Bilder.
Helena Parada Kims Bilder zeigen häufig Porträts Einzelner oder von Gruppen, die den Hanbok tragen. Dabei legt sie den malerischen Fokus eher auf die Kleidung als auf die Gesichter, die häufig verblassen oder zur Gänze verschwinden. Die Betonung liegt sowohl auf der identitätsstiftenden Bedeutung der Trachten, die über die Person des Trägers hinausgeht als auch in der sinnlichen Textur der dargestellten Stoffe.
In den „Hanbok“-Bildern werden die Trachten häufig von Verwandten der Künstlerin getragen, denen diese Kleider gehören. Dadurch betont Parada Kim den biografischen Aspekt dieser Arbeiten, wenngleich die Trägerinnen der Kleider nicht konkret zu identifizieren sind.
Der Hintergrund dieser Portraits wird oft von abstrakten Räumen definiert, der in seiner Struktur an ostasiatische Malerei erinnert. Die Figuren sind jedoch plastisch und realistisch ausgearbeitet.
Ergänzt werden die Hanbok-Darstellungen von dem Bild „The Dead Man“. Es zeigt einen kraftlos daliegenden Mann. Er trägt einen Hanbok und liegt vor einem unbestimmten Hintergrund. Das Bild ist eine Anlehnung an das berühmte Bild von Édouard Manet „Der tote Torero“. Das Werk ist Manets Reminiszenz an die spanischen Maler, die er bewunderte: Velázquez und Goya, die ihn in seiner Portraitmalerei nachhaltig beeinflusst haben.
Weitere Aspekte der ostasiatischen Ikonographie greift die Künstlerin in paravent-ähnlichen Hintergründen auf: Kraniche, Berge, Flüsse und Kiefern erscheinen als symbolträchtige Motive und verleihen den zeitgenössischen Motiven einen mythischen Charakter.
Im zweiten Raum der Galerie werden die großformatigen und teils narrativen Bilder der Künstlerin gezeigt. Das Bild „Nurses and Cranes“ zeigt eine Gruppe Krankenschwestern vor einem Paravent. Vorlage für dieses Bild ist eine Fotografie der Mutter der Künstlerin, die sie inmitten anderer koreanischer Krankenschwestern in Köln in den siebziger Jahren zeigt. Im Hintergrund ist der Flug von Kranichen über den Ozean zu sehen. Formal ergänzt das Schwarzweiß ihres Gefieders die nostalgisch anmutenden Krankenschwestern-Uniformen.
Der weite Weg der Gastarbeiterinnen vom „Ende der Welt“ nach Deutschland kann hier mit dem Vogelflug assoziiert werden. Die Künstlerin zitiert eine berühmte Wandmalerei von Kim Eunho im königlichen Changdeokgung Palast in Seoul.
Auf dem Bild „The Sun and the Moon“ wird ebenfalls ein berühmtes Werk traditioneller koreanischer Malerei aufgegriffen: „Sun, Moon and Five Peaks“ stellt Elemente der Natur dar, die allesamt symbolisch für Langlebigkeit, Ewigkeit, Dauerhaftigkeit und Prosperität stehen. Damit repräsentieren sie die herrschaftliche Macht des Königs in der Joseon Dynastie, vor dessen Thron dieser Wandschirm aufgestellt war. Eine ironische Pointe in diesem Bild kann darin gesehen werden, dass vor dem Wandschirm eine bunt gekleidete Marktfrau mit ihrem Karren vorbeizieht. Ihr Gesicht bleibt nicht erkennbar. Auf ihrem Wagen stapelt sich säckeweise Popcorn, der zum Verkauf bestimmt ist.
Ergänzt werden diese Bilder von großformatigen Naturdarstellungen. Das Triptychon an der Längswand zeigt überdimensionale Teichrosen, die auf dunklem Gewässer schwimmen. Sie bewirken eine unheimliche Atmosphäre, die durch das hindurchschimmernde Rot des Untergrunds verstärkt wird.
Das schmale Hochformat der Teichrosenbilder ist angelehnt an ostasiatische Naturdarstellungen. Sie orientieren sich weniger an herkömmlichen Landschaftsdarstellungen in der abendländischen Malerei, die meist das erzählende Panoramaformat wählt, sondern haben eher meditativen Charakter. Im Naturalismus dieser Bilder mag man sich dennoch an die Naturdarstellungen europäischer Alter Meister erinnert fühlen.
Nichts in diesem Bilderkosmos erscheint zufällig oder willkürlich. Dieser Welt haben sich 55 Künstler unterschiedlicher Disziplinen wie Judith Hermann, Charly Hübner, Karoline Schuch, Will Chancellor, Katja Riemann, Roman Signer, Mieze Katz, Yves Netzhammer und Gerhard Polt angenommen, indem sie über Hahns Bilder nachdenken und eine „ästhetische Anverwandlung“ vornehmen. Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Betrachtungen: ein Rezept von einem Meisterkoch, eine kleine Komposition des Musikprofessors, Anekdoten, Geschichten und Gedichte von namhaften Personen aus Kunst und Kultur.