»Tim Eitel. Innenleben«, 19.03.–14.05.2021

Tim Eitel
Innenleben
19.03.–14.05.2021

Für die Ausstellung Innenleben (ein Titel, der in Zeiten der Pandemie eine unerwartete Aktualität erlangt hat) in der Neuen Galerie Gladbeck hat Tim Eitel eine maßgeschneiderte Bildauswahl getroffen, die unter den aktuellen Bedingungen und der zwangsweisen Verschiebung der Ausstellung (die bereits 2020 stattfinden sollte) noch einmal überarbeitet und intensiviert werden konnte. Dafür wurden Werke aus einem Zeitraum zwischen 2000 und 2019 langfristig reserviert. Tim Eitel hat klare Entscheidungen getroffen. Sein Konzept ist farb-atmosphärisch und thematisch ausbalanciert und geht einen Dialog mit den Räumen der Neuen Galerie ein.

Im Hauptraum herrscht ein Farbton, der von Grauschattierungen bis ins Schwarze reicht und an Geraden, Ecken und Kanten ausgerichtet ist. Nur an einer Stelle bricht sich ein Leuchten Bahn, gebunden an eine runde Form, eine symbolische Sonne, die den Raum erhellt und sowohl Wege ins Leben hinein als auch aus der Tristesse hinaus weist. Open Circle (2017) ist Kontrastmittel und Glanzpunkt der Ausstellung in einem. Im ehemaligen Lesesaal hängt eine Serie kleinformatiger Aquarelle, entstanden 2000 und 2001. Sie trägt den Titel In der Galerie für zeitgenössische Kunst. Als Counterposition hat Tim Eitel dazu das Bild View into a Room (2019) positioniert. Auf manchen Betrachtenden mag das alles minimalistisch wirken. Das ist es zweifellos. Aber diese Schau ist nicht karg. Farbflächen und Figürliches stehen in lebendiger Dualität. Es tauchen Paare und Einzelfiguren auf. Die eigentliche Hauptfigur der Bilder von Tim Eitel ist freilich von Anfang bis Ende die Malerei, die er in großartiger und wohltemperierter Formsprache reflektiert. Sie bestimmt das Gepräge und das Ausdrucksvolumen.

Tim Eitel ist ein scharfer Beobachter seiner Gegenwart. Mit kompositorischen Mitteln führt er sein Publikum Wand für Wand, Winkel für Winkel in eine Rezeptionslage, aus der es vermag, hinter die Dinge zu schauen – dorthin, wo man allein ist und das Schweigen herrscht.

Tim Eitel, geb. 1971 in Leonberg ist einer der wichtigsten figurativen Maler seiner Generation und einer der Vertreter der sogenannten Neuen Leipziger Schule. Er studierte von 1997 bis 2001 an der HGB in Leipzig und schloss diese als Meisterschüler von Professor Arno Rink im Jahr 2003 ab. Seit 2000 hat Eitel an über fünfzig Gruppenausstellungen und zwanzig monografischen Ausstellungen weltweit teilgenommen. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen Sammlungen, u.a. Albertina, ARKEN Museum of Modern Art, Daegu Art Museum, Sammlung Deutsche Bank, Hamburger Bahnhof, Museum Frieder Burda und Rubell Family Collection. Er lebt in Paris, wo er an der Beaux-Arts de Paris lehrt.